Zwischen 1907 und 1915 erbaut, gilt die Gartenstadt Marga als erste Gartenstadt Deutschlands und als bemerkenswertes Beispiel für sozial orientierte Stadtplanung. Ursprünglich als Werkssiedlung der Ilse Bergbau AG konzipiert, verbindet sie industrielle Geschichte mit einer visionären Architektur.
Überreste der ehmaligen Brikettfabrik Marga
Die Gartenstadt Marga entstand als eine Werkssiedlung der Ilse Bergbau AG, welche im 20. Jahrhundert eines der führenden Bergbauunternehmen in der Lausitz war. Der Name der Siedlung geht auf die 1906 erschlossene Grube Marga westlich der Siedlung zurück, die nach der verstorbenen Tochter des Direktors Gottlob Schumann benannt wurde.
In der Siedlung lebten verschiedene Personengruppen. In den kleineren Reihen- oder Doppelhäusern wohnten die Bergbauarbeiter mit ihren Familien. Oft verfügten diese Häuser über einen Garten, in dem eigene Lebensmittel zur Unterstützung des Lebensunterhalts angebaut werden konnten. Technische Angestellte oder Bergbau-Führungskräfte lebten mit ihren Familien in großzügigeren Reihen- oder Doppelhäusern, welche meist über einen größeren Garten und andere Annehmlichkeiten verfügten. Die Führungspersönlichkeiten der Ilse Bergbau AG wohnten in großzügigen und repräsentativen Häusern, oft in zentralen und hervorgehobenen Teilen der Stadt.
Die Durchmischung der sozialen Schichten innerhalb der Gartenstadt Marga war eine zentrale Idee der Gartenstadtbewegung. Trotzdem spiegelten die Bauweise und Lage der Häuser die soziale und berufliche Hierarchie wider und sollten so zwar den sozialen Status der Bewohnenden erkennbar machen, aber dennoch die Harmonie der verschiedenen Gruppen untereinander fördern. Neben den Wohnhäusern entstanden auch soziale und kulturelle Einrichtungen wie eine Schule, ein Gasthaus, eine Kirche und ein Pfarrhaus.
Wohngebäude der Gartenstadt
Die Gartenstadt Marga wurde von Georg Heinsius von Mayenburg zwischen 1907 und 1915 entworfen und ist ein beeindruckendes Beispiel für die Verbindung von Industriegeschichte und städtebaulicher Vision. Sie gilt als die erste Gartenstadt Deutschlands und war stark von den Konzepten der englischen Gartenstadt-Bewegung beeinflusst, insbesondere von Ebenezer Howards Ideen, hat aber kein genossenschaftliches Konzept. Die Stadtplanung folgt einer kreisförmigen Struktur, mit dem Marktplatz im Zentrum und radial verlaufenden Straßen. Dieses Design unterstreicht die soziale und funktionale Ordnung der Siedlung.
Die 78 Wohngebäude der Gartenstadt wurden in 15 verschiedenen Typen errichtet, wodurch trotz Wiederholungen eine architektonische Vielfalt entstand. Die Bauweise orientierte sich an englischen Landhäusern und traditionellen sächsischen Fachwerkbauten. Besonders auffallend sind die Torbögen, die einzelne Gebäude verbinden und gestalterische Akzente setzen. Öffentliche Gebäude wie Kirche, Schule und Kaufhaus gruppieren sich rund um den Marktplatz und betonen die zentrale Rolle dieses Raumes als soziales und wirtschaftliches Zentrum der Siedlung.
Ein umgebender „Grünring“ trennte das Wohngebiet von den industriellen Anlagen. Dieser Ring war in verschiedene Bereiche wie zum Beispiel eine Festwiese, einen Sportplatz und einen Kindergarten gegliedert, um eine klare funktionale Struktur zu schaffen. Die Grünflächen hatten nicht nur praktische, sondern auch gestalterische und soziale Funktionen, um den Lebensstandard der Arbeiter zu verbessern.
Die Planung und Umsetzung spiegeln den Anspruch wider, nicht nur funktionale, sondern auch ästhetisch ansprechende und lebenswerte Wohnverhältnisse für Bergleute und ihre Familien zu schaffen. Heute steht die Gartenstadt Marga unter Denkmalschutz und ist ein bedeutendes Beispiel für die Geschichte der Industriekultur und Stadtplanung in Deutschland.
Blick auf die Martin-Luther-Kirche Brieske und den Marktplatz
Die Gartenstadt Marga hat nicht nur regionale, sondern auch nationale Bedeutung, da sie als erste Gartenstadt Deutschlands ein Vorreiter in der Verbindung von Industrialisierung und sozialer Stadtplanung ist. Sie zeigt eindrucksvoll, wie Lebensqualität und Wohnverhältnisse für Arbeiter verbessert werden konnten, ohne dabei auf gestalterische und architektonische Ansprüche zu verzichten.
Seit ihrer Fertigstellung wurde die Gartenstadt mehrfach renoviert und steht seit 1985 unter Denkmalschutz. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten fanden zwischen 1998 und 2000 statt, um die ursprüngliche Bausubstanz zu erhalten und den historischen Charakter der Siedlung wiederherzustellen. Dabei wurden sowohl die Wohnhäuser als auch die öffentlichen Gebäude und Grünflächen instandgesetzt.
Eine der größten Herausforderungen beim Erhalt der Siedlung ist die Balance zwischen Denkmalschutz und moderner Nutzung. Um die Siedlung lebendig zu halten, müssen zeitgemäße Anpassungen vorgenommen werden, ohne die historische Authentizität zu gefährden. Dazu gehören etwa der Ausbau der Infrastruktur oder die Sanierung der Gebäude für heutige Wohnbedürfnisse.
Die Gartenstadt Marga ist ein Vorbild für nachhaltige und soziale Stadtplanung. Sie zeigt, wie Grünflächen und durchdachte Architektur das Lebensumfeld verbessern können. Für moderne Stadtplaner bietet sie Inspiration, wie historische und soziale Aspekte in die Planung integriert werden können.
Als touristischer Anziehungspunkt trägt Marga zur kulturellen Identität der Region bei und fördert den Tourismus. Geführte Rundgänge und Ausstellungen über die Geschichte der Siedlung machen ihre Bedeutung für eine breite Öffentlichkeit zugänglich.
Weitere Informationen zur Gartenstadt Marga und den touristischen Angeboten finden Sie unter folgenden Websites:
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